ROCHE UND BÖHMERMANN
LICHTWERKE

LICHTWERKE

Fernsehen wie früher, neugemacht. Ein Talkformat im Zeichen des gesprochenen Wortes. Charlotte Roche, Jan Böhmermann und fünf Gäste unterhalten sich 60 Minuten vor 100 Zuschauern. Ganz im Stile der frühen Gesprächsrunden im öffentlich rechtlichen Fernsehen – wie beispielsweise in der legendären Sendung »Ende offen ...« – wird hier nicht mit großer Kulisse und aufgesetztem Lächeln beschönigt, sondern in einem reduzierten Raum einfach und ehrlich nachgefragt. Gesprochen wird über gesellschaftliche, kulturelle und politische Themen. Inhaltliche Schwerpunkte ergeben sich aus der Konstellation der Gästen und Moderatoren.

Konzeptionell begibt sich die Sendung auf die Suche nach der »Wahrhaftigkeit« des Medi­ums Fernsehen, welches dazu zunächst ent­zaubert werden muss. Mikrofone, Kameras und das Licht sind sichtbar. Offen wird dar­­ge­legt, dass es das Medium gibt, dass es »hergestellt« ist, dass es zensiert, dass es beschönigt. Das Fernsehen wird als Medium zelebriert. Welcher Moral folgen die Menschen, die es erschaffen, welcher diejenigen, die es rezipieren?

Das Talkshowset reduziert sich auf einen leeren und dunkel gehaltenden Raum, in dem – ohne aufwendiges Bühnenbild – nur die notwendigsten Dinge vorgehalten werden: Ein Tisch mit Stühlen sowie eine darüber abgependelte Leuchte. Der runde Tisch des War Rooms in Stanley Kubriks Film »Dr. Strangelove« aus dem Jahre 1964 stand Pate für das realisierte Konzept. Eine großvolumige Ringpendelleuchte oberhalb des runden Tischs ist in diesem Film das bindende Element einer Pokerrunde von 36 Personen, die über das Schicksal der Erde verhandeln. Das kalte und diffuse Licht der Pendelleuchte intensiviert die nackte und groteske Ironie dieser Filmszene.

Eine teilweise vergleichbare lichtgestal­te­rische Stimmung versucht auch das Lichtset­ zur Talkshow zu erreichen. Das diffuse und intensive Licht der Pendelleuchte präsentiert die Talkrunde »schonungslos« und ist als be­wusst eingesetztes Stilmittel zu verstehen. Das notwendige Licht wird über eine revisionierbare Spanndeckenfolie aus der Pendelleuchte ausgekoppelt. Zwei Konturenlichtlinien helfen, die großformatige Leuchte im dunklen Studio als Volumenkörper wahrzunehmen. Die Leuchte aus massivem Stahlblechgehäuse ist an vier Stahlseilen von der Decke abgependelt. Für die sichere Aufbewahrung zwischen den Aufnahmen wurde bei Auslieferung ein eigens angefertigtes Transportcase mitgeliefert. Die Talkshow wurde mit dem deutschen Filmförderpreis ausgezeichnet. Die Jury: »Philipp Käßbohrer und Matthias Schulz ­haben den vielbeachteten ZDFkultur-Talk optisch und inhaltlich geprägt.«


Lichtwerke Köln
Berrenrather Straße 188b
50937 Köln
www.lichtwerke.com

FOTOGRAFIE: BTF, LICHTWERKE